Sie sei der Grund, warum er das „Woke-Virus“ so hart bekämpfe: Elon Musk hatte jüngst erzählt, wie sehr er die Geschlechtsangleichung seines Trans-Kindes ablehnt. Nun meldet sich die 20-jährige Vivian Wilson selbst zu Wort. Und sagt: Mein Vater redet totalen Unsinn.
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Ein Interview sorgt in den USA für Furore, und das nun schon seit Tagen: Zu hören und zu sehen ist der kanadische Psychologe und Autor Jordan Peterson, der für das US-Portal „The Daily Wire“ mit einem ebenfalls prominenten Gesprächspartner spricht: Tesla-Chef und X-Inhaber Elon Musk.
Das Gespräch, das unter anderem auch bei YouTube unter der Überschrift „Wokeness, Trump and Technology“ dokumentiert ist, dauert fast zwei Stunden. Einige Aussagen kursieren zudem in Videoschnipseln beim Online-Dienst X, der ebenfalls Musk gehört.
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Viel Beachtung fand dabei ein sehr persönlicher Moment. Darin spricht der Techmogul sichtlich bewegt über das dysfunktionale Verhältnis zu einem seiner Kinder. Mit seiner 20-jährigen Tochter Vivian Jenna Wilson habe er keinen Kontakt mehr, so der 53-Jährige. Grund sei deren Transition vom Mann zur Frau, die er, Musk, vehement ablehne.
Vivians Geschlechtsangleichung sei gegen seinen Willen erfolgt, so der 53-Jährige. „Ich wurde im Grunde dazu verleitet, Dokumente für einen meiner älteren Jungen zu unterschreiben“, sagte Musk zu Peterson und benennt sein Kind Xavier somit mit dessen sogenannten „Deadname“ (dem Namen einer Transperson vor ihrer Transition).
Über die Folgen und das ganze Ausmaß der dann eingeleiteten Behandlungen sei er sich, Musk, damals nicht im Klaren gewesen, sagt er weiter. Der südafrikanische Milliardär hat angeblich zwölf Kinder mit drei Frauen: der Autorin Justine Wilson, der Musikerin Grimes und seiner Angestellten Shivon Zilis. Sein jüngstes Kind mit Zilis wurde 2024 geboren. Vivians Mutter wiederum ist Justine Wilson, die sich 2008 von Musk scheiden ließ. Wilson und Musk haben sechs gemeinsame Kinder.
„Das ist komplett erfunden. So, als wäre nichts davon jemals passiert“
Einige Tage nach dem Interview meldete sich die 20-Jährige selbst zu Wort. „Hallo, ich bin Vivian Jenna Wilson, und ich wollte nur sagen, dass es mir gut geht“, sagt sie in einem kurzen Video, das unter anderem auf X kursiert. In einer Serie von Mitteilungen auf dem Online-Dienst „Threads“ weist Wilson dann etliche der Aussagen ihres Vaters zurück, teils sachlich, teils sarkastisch.
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Dabei bezieht sie sich nicht nur auf dessen Gespräch mit Peterson, sondern auch auf andere Behauptungen, die ihr Vater zuvor öffentlich zu ihrer Geschlechtsangleichung geäußert hatte.
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Ihr Vater habe etwa behauptet, dass sie „schwul“ und mit einer leichten Form des Autismus auf die Welt gekommen sei, schreibt sie. Dazu verweist sie auf ein entsprechendes Posting ihres Vaters auf X. Autismus sei eine häufige Diagnose bei jugendlichen Transpersonen, hatte Musk dort weiter geschrieben. Beide Aussagen entsprächen nicht den Tatsachen, und auch nicht die angebliche Anekdote, dass sie schon als Kind Freude daran gehabt habe, für ihren Vater Kleidung auszusuchen. „Das ist komplett erfunden. So, als wäre nichts davon jemals passiert“, schreibt Vivian Wilson.
Sie wisse nicht einmal, wie ihr Vater überhaupt auf diese Ideen gekommen sei, schreibt sie weiter. Sie glaube aber, dass er diese „Thesen“ aus rechtskonservativen Medien habe. Wilson scherzt in dem Posting denn auch: „Meine Vermutung ist, dass er die ‚Milo Yiannopoulos-Schule der Schwulenstereotype‘ besucht hat. Dann hat er einfach ein paar nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und gesagt, ‚na ja, gut genug‘, in einem allerletzten Versuch, Sympathiepunkte zu sammeln, obwohl er selbst in seiner eigenen verdammten Geschichte so offensichtlich im Unrecht ist.“
Milo Yiannopoulos ist ein britischer Blogger, der auch in den USA zeitweilig sehr einflussreich war. Er arbeitete unter anderem für das Portal „Breitbart“ und setzte sich für die Politik von Donald Trump ein.
„Der Grund, warum sie es ‚Deadnaming‘ nennen, ist, dass mein Sohn tot ist“
Vivian Jenna Wilson hat am 22. Juni 2022 eine Personenstandsänderung in Santa Monica (Kalifornien) vornehmen lassen. Laut „US Today“ gab die damals 18-Jährige in ihrem Antrag an, die Namensänderung wegen ihrer Geschlechtsidentität vornehmen lassen zu wollen. Darüber hinaus führte sie aber auch ihre offene Abneigung gegen ihren Vater Elon Musk und dessen Namen als Motiv an.
„Ich lebe nicht mehr mit meinem biologischen Vater zusammen und möchte auch in keiner Weise mit ihm verwandt sein“, schrieb Wilson in dem (später genehmigten) Antrag. Welche Formen der Behandlung die heute 20-Jährige hat vornehmen lassen, ist nicht bekannt. Klar ist aber: Das Verhältnis zum Vater scheint sich seitdem kein bisschen verbessert zu haben.
Im weiteren Verlauf des „Daily Wire“-Interviews hatte sich Elon Musk auch als entschiedener Kritiker der Transgender-Bewegung geoutet. Er bemängelt unter anderem, dass die Gabe von Hormonen Kinder letztlich „sterilisieren“ und „verstümmeln“ würde. „Das (die Geschlechtsangleichung, d. Red.) war wirklich, bevor ich verstand, was vor sich ging, und wir hatten Covid, also herrschte viel Verwirrung und mir wurde gesagt, dass (das Kind, d. Red.) Selbstmord begehen könnte.“
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Der Verlust, den er heute empfinde, sei immens, so der mehrfache Vater. Man habe ihn ausgetrickst, so Musk sinngemäß, mit für ihn fatalen Folgen: „Im Grunde habe ich meinen Sohn verloren. Sie nennen es aus gutem Grund ‚Deadnaming‘. Der Grund, warum sie es ‚Deadnaming‘ nennen, ist, dass mein Sohn tot ist.“ Diese Erfahrungen, so Musk weiter, seien auch der Grund, warum er der sogenannten „woken“ Ideologie insgesamt den Kampf angesagt habe. „Danach habe ich geschworen, das ‚Woke Mind Virus‘ zu zerstören“, sagte Musk wörtlich. „Und wir machen einige Fortschritte.“
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Jüngst hatte Elon Musk den Umzug seiner Unternehmen X und SpaceX aus Kalifornien nach Texas verkündet. Begründet hatte er die Entscheidung mit einer Gesetzesinitiative von Gouverneur Gavin Newsom: Das neue Gender Identity Law erlaubt es Schulen des Bundesstaates, Eltern nicht mehr zu informieren, wenn ihre Kinder sich fortan als Transgender identifizieren und auch so anreden lassen wollen.
X als „Hort der freien Meinungsäußerung“
Seit der Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter, den er zu X umbenannte, führt Musk zudem einen Feldzug gegen von ihm so eingeordnete linksliberale Ideologien. So hat er laut eigener Aussage X wieder zu einem Ort der „freien Meinungsäußerung“ gemacht.
Die Reaktionen auf X schwankten zwischen Zustimmung und Entsetzen über die von einigen Nutzern als „reaktionär“ und transfeindlich empfundenen Aussagen. Viele Nutzer äußerten sich aber auch einfach nur betroffen, dass Elon Musk es offenbar nicht schaffe, sein eigenes Kind so zu lieben, wie es sei.
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Eine sogenannte geschlechtsangleichende Behandlung kann Therapiegespräche, eine Hormonbehandlung oder auch chirurgische Eingriffe umfassen. Kritiker bemängeln, dass Kindern und jungen Erwachsenen der Zugang zu bestimmten Methoden womöglich zu leichtfertig gewährt werde.
Für Schlagzeilen sorgten etwa Fälle wie der der Britin Keira Bell, die mittlerweile wieder als Frau lebt und ihren früheren Ärzten in einem aufsehenerregenden Prozess vorwarf, Erkrankungen wie eine Depression nicht erkannt bzw. nicht beachtetet zu haben. Stattdessen seien ihr im Alter von 16 Jahren sogenannte Pubertätsblocker verschrieben worden.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde noch einmal überarbeitet und um die Reaktion der Tochter ergänzt.